Der Gasometer

Der Gasometer

… lieber auffem gasometer im sturmesbrausen
und alles, watte siehst, is oberhausen

(aus dem Song “Oberhausen”, Gerburg Jahnke, Stephanie Überall)

Unübersehbar ist der Gasometer von der A42, der verkehrstechnischen Lebensader des westlichen Ruhrgebietes in Höhe des Stadtgebietes von Oberhausen. Wie ein riesiger Zylinder überragt der Koloss am Rhein-Herne-Kanal das benachbarte CentrO mit der König-Pilsener Arena, dem Sea Life Aquarium und dem Metronom Theater.

Der Gasometer in Oberhausen

 

Der Gasometer diente in den Jahren der Schwerindustrie als Gasspeicher für das in den Hochöfen der Gutehoffnungshütte (GHH) anfallende Gichtgas, später auch als Speicher für das hochwertigere Koksgas der Kokerei Osterfeld. Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde mit dem Bau des ca. 120 m hohen Gasbehälters begonnen, der nach seiner Fertigstellung als größter Gasbehälter Europas galt. 1946 wurde er nach einem Brand bis auf die Grundmauern abgetragen, aber unter Verwendung der alten Kontruktionselemente wieder aufgebaut. Die Stilllegung erfolgte im Verlauf der
Kohlekrise mit der Schließung der Kokerei Oberhausen im Jahre 1988.

Aussicht vom Gasometer

Das Gas wurde von unten in den abgedichteten Innenraum eingelassen. Damit es nicht nach oben entweichen konnte, wurde das Gas durch eine bewegliche Gasdruckscheibe, die zusätzlich mit Betongewichten beschwert war, verdichtet. Auf diese Weise konnte der erforderliche Gasdruck hergestellt werden, der erforderlich war, das Gas weiter zu transportieren. Die Technik des Scheibengasbehälters ermöglichte bei maximaler Füllhöhe die Speicherung von 347 000 Kubikmeter Gas.

Der Gasometer ist heute nicht nur ein Wahrzeichen für den Strukturwandel des Ruhrgebietes weg von der dominierenden Eisen- und Stahlindustrie und der Kohlenförderung hin zu Investitionen in den Bildungs-, Freizeit-, Kultur- und Erholungsbereich, sondern gleichzeitig ein Veranstaltungsort für Theateraufführungen, Kunstausstellungen und Konzerte. Besonders die CHRISTO-Ausstellungen “The Wall” (1999) anlässlich der Abschlusspräsentation der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA) und “Big Air Package” (2013) als größte Innenraumskulptur der Welt haben hier Maßstäbe gesetzt. Aber auch die Fussballausstellung “Der Ball ist rund” zum 100jährigen Jubiläum des Deutschen Fussballbundes im Jahr 2000 war ein Besuchermagnet. Gegenwärtig führen ausgewählte Werke der Kunstgeschichte von der Antike bis zur klassischen Moderne dem Besucher die Vielfalt der Schönheitsvorstellungen verschiedener Kulturen und Epochen vor Augen. Die Ausstellung “Der schöne Schein” läuft noch bis zum 1. November 2015.

Der Gasometer liegt als “Ankerpunkt” an der touristischen Route der Industriekultur. Diese gut ausgeschilderte Route führt zu 25 Ankerpunkten und 16 besonders schönen Aussichtspunkten und Plattformen (Panoramen) und vereinigt die bedeutendsten Relikte des industriellen Erbes des Ruhrgebietes. Außerdem liegen industriegeschichtlich interessante Wohnsiedlungen an dieser Route.

Die Aussichtsplattform des Gasometers ist über den gläsernen Innenaufzug zu erreichen, allerdings sind vor der Panoramaplattform in 115 Metern Höhe noch einige Treppenstufen zu überwinden. Durch eine Art Löwenkäfig geht es zu drei Aussichtspunkten, die bei gutem Wetter einen weiten Blick über das westliche Ruhrgebiet möglich machen. Überraschend ist die Vielzahl der Grünflächen, die sich von hier oben ausmachen lassen, aber auch viele Landmarken, Industrieanlagen und Gebäude sind zu erkennen. Die Aussichtsplattform ist wahlweise auch über ein außen angebrachtes Treppenhaus mit 592 Treppenstufen zu erreichen.

Geschrieben am 22. Juli 2017, vor 7 Jahren

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