Namibia
- Die San oder wie die “Buschmänner” heute leben
- Die Ombili-Stiftung
- Die Sanddünen des Sossusvlei
- Erinnerungen an Deutsch-Südwest
- Besuch bei den Himba
Die San oder wie die „Buschmänner“ heute leben
Die San gehören der Urbevölkerung Afrikas an und zogen als Jäger und Sammler
durch Wüsten, Savanne und Berglandschaften des südlichen Afrika. Von den aus dem Norden eindringenden Bantustämmen wurden sie ebenso unterdrückt und verfolgt wie von den europäischen Einwanderern und als „Buschmänner“ diskriminiert. In Namibia leben heute noch ungefähr ca. 30.000 San, im gesamten südlichen Afrika liegt ihre Zahl bei 100.000. Von den Südafrikanern wurden bis zur Unabhängigkeit Namibias Angehörige der San als Fährtensucher im Kampf gegen die Unabhängigkeitsbewegung SWAPO eingesetzt, was ihrer Beliebtheit im heutigen Namibia nicht gerade förderlich war. Ein Großteil der San arbeitet heute als Landarbeiter auf Farmen, nur noch wenige sind den alten Gebräuchen und Lebensformen treu geblieben. Alkoholismus, Arbeitslosigkeit und extreme Armut prägen heute den Lebensalltag der San, da ihnen durch Privatisierung und Einrichtung von Jagd- und Naturschutzgebieten der notwendige Lebensraum sukzessive entzogen wurde.
Die Ombili-Stiftung
Die Ombili-Stiftung wurde 1989 von dem deutschsprachigen Farmer Klaus Mais-Rische ins Leben gerufen. Ziel der Stiftung ist es, den im Raum Tsumeb lebenden San mit ihren ethnischen und kulturellen Wurzeln einen Überlebensraum zur Verfügung zu stellen und sie gleichzeitig durch schulische Bildung an die Lebenswirklichkeit im heutigen Namibia heranzuführen. Auf dem ehemaligen Gelände der Farm „Hedwigslust“ enstanden nach und nach ein Dorf für die San, Wohn- und Verwaltungsgebäude für die Mitarbeiter, eine eigene Schule und ein Kindergarten, Werkstätten und ein Kulturzentrum. Heute leben auf Ombili etwa 500 San, davon sind 150 Kinder im schulpflichtigen Alter. Die Stiftung wird über Spenden finanziert, die San arbeiten gegen Entgelt im stiftungseigenen landwirtschaftlichen Betrieb oder fertigen Kunsthandwerk für den Verkauf an.
OMBILI STIFTUNG – OMBILI FOUNDATION
Die Sanddünen des Sossusvlei
Mitten in der Namib Wüste und auf dem Gebiet des Namib-Naukluft-Parks liegt eine von Namibsand-Dünen umschlossene große Salz-Ton-Pfanne. Entstanden ist diese Lehmsenke durch Versanden des Flusses Tsauchab. Weitere Lehmsenken in unmittelbare Nähe sind das Dead Vlei und das Hiddenvlei. Im Dead Vlei stehen abgestorbene Bäume, deren Verfallsprozess durch die enorme Hitze aufgehalten wird. Nur ganz selten führt der Tsauchab-Fluss Wasser bis in die Vleis hinein.
Wer den kräftezehrenden Aufstieg auf die umgebenden Dünen auf sich nimmt, hat einen unvergesslichen Ausblick auf das rissige Gelb-Weiß der Lehmsenken. Besonders das Dead Vlei bietet mit den aufragenden Baumstümpfen einen bizarren Anblick. Der aufgewehte Dünensand stammt aus dem Mündungsgebiet des Oranje. Durch nordwestliche Winde werden die abgelagerten Schwemmsande herantransportiert.
Die meist fotografierte Düne des Sossusvlei ist die ca. 170 Meter hohe „Düne 45“ (45 km vom Parkeingang entfernt), da sie direkt an der geteerten Straße gelegen und somit gut zugänglich ist. Die letzten fünf Kilometer zu den Vleis sind nur über Sandpisten mit Allradfahrzeugen zu bewältigen.
Erinnerungen an Deutsch-Südwest
Wer heute nach Namibia reist und sich im Lande umsieht, trifft überall auf Zeugnisse ehemaliger kolonialer Vergangenheit der deutschen Missionare, Kaufleute und Abenteurer, die in dem dünn besiedelten Landstrich zwischen Namib und Kalahari ihre ganz persönlichen Interessen verfolgten. Der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz eignete sich weite Teile des Landes zu einem Spottpreis an, indem er mit dem im Süden ansässigen Volk der Nama einen zweifelhaften Vertrag abschloss. Als die Engländer durch Blockade der Trinkwasserzufuhr den Expansionsgelüsten von Lüderitz ein Ende setzen wollten, bat dieser das Deutsche Reich um Schutz. Bismark entsandte 1884 zwei Kriegsschiffe, die im Hafen von Lüderitz die deutsche Reichsflagge hissten und somit den Anspruch des Reiches auf die Kolonie Südwestafrika dokumentierten.
1889 übernahmen Soldaten der deutschen Schutztruppe die Aufgaben der Ordnungsmacht, da die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika Probleme hatte, die Infrastruktur des Landes voranzutreiben und den ständigen Konflikten mit den Herero Herr zu werden. Ursache der Konflikte war die Einschränkung der Lebensmöglicheiten der einheimischen schwarzen und farbigen Bevölkerung, die als Nomaden auf große Weidegebiete angewiesen waren. Als die Unzufriedenheit unter den Schwarzen immer größer wurde, kam es in den Jahren 1904-1906 zum großen Aufstand der Herero und der entscheidenden Schlacht am Waterberg. Schätzungen zufolge starben 80.000 Herero und 10.000 Nama, 1.400 deutsche Siedler und Soldaten mussten ihr Leben lassen. Die bewusste Vernichtung der Herero wurde durch Generalleutnant von Trotha befohlen: „Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen.“
Nach dem Genozid konnte die Inbesitznahme des Landes ungestört weitergehen, die ehemaligen Stammesgebiete wurden enteignet und als Farmland an die Siedler übergeben, den Schwarzen und Farbigen blieb nur die Arbeit auf den Farmen, in den Minen und auf den Diamantenfeldern. Der langsam einsetzenden Entwicklung der Infrastruktur wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieg ein jähes Ende gesetzt, die deutschen Schutztruppen mussten sich im Juli 1915 den zahlenmäßig stark überlegenen Südafrikanern ergeben.
Gegenwärtig leben noch 30 000 Deutschstämmige unter 100 000 Weißen, die ca. 5% der Gesamtbevölkerung darstellen. Die deutsche Kolonialzeit hat deutliche Spuren hinterlassen. Die deutsche Sprache ist noch immer weit verbreitet. Es gibt deutsche Tages- und Wochenzeitungen, selbst deutschsprachige Rundfunksendungen. Viele Gebäude in Lüderitz, Swakopmund und Windhoek verweisen auf deutsche Architektur, viele Ortschaften, Straßennamen, Geschäfte und Einrichtungen tragen deutsche Bezeichnungen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Relikte deutscher Vergangenheit bei den ca. 80.000 deutschen Touristen, die jedes Jahr Namibia besuchen, nicht zu einer Verklärung der unrühmlichen kolonialen Geschichte des Deutschen Reiches führen werden.
Besuch bei den Himba
Zum Reiseverlauf der organisierten Gruppenreise gehörte auch ein Besuch in einem Himbadorf, Grund genug sich mit den Lebensgrundlagen und Lebensformen dieser namibischen Volksgruppe näher zu beschäftigen. Die Himbafrauen fallen im bunten Völkergemisch Namibias besonders auf, da sie ihre Haut mit einer roten Paste einreiben, die sie aus Butterfett, eisenhaltiger Ockerfarbe und stark aromatisierten Kräutern herstellen. Dazu tragen Himbafrauen einen aus Kalbsleder gefertigten Lendenschurz und Körperschmuck in Form von massiven Halsketten, mit Perlen verzierten Gürteln und metallenen Arm- und Fußreifen. An der Halskette hängt die Ohumba, eine große Meeresschnecke, durch die lange Lederschnüre gezogen werden, die mit Eisen- und Holzperlen verziert sind und den Frauen oft bis zu den Knieen reichen. Auf dem Rücken befindet sich als Schmuck eine mit Perlen verzierte Scheibe.
Die fotogenen Haartrachten verheirateter Frauen fallen besonders ins Auge, die Haare sind mit Lehm und Farbe zu überlangen Zöpfen verflochten und enden in dekorativen Troddeln, zuweilen ergänzt durch eine Art Krone aus Fell oder Leder. Junge Mädchen tragen bis zur Pubertät zwei nach vorne geflochtene Zöpfe, welche die Hörner der Rinder symbolisieren sollen.
Die Himba halten Rinder und Ziegen. Die Viehhaltung obliegt den Frauen, sie sind es auch, die sich gemeinsam um die Kinder kümmern. Die Männer tragen eine Kopfbedeckung, die sie nur im Fall der Trauer ablegen. Im Dorf sind sie weitgehend unsichtbar.
Da sich die Himbafrauen im Gegensatz zu den Männern niemals waschen, nutzen sie eine Art Räucherofen, der einen angenehmen Duft verströmt und Körper und Kleidung nachhaltig desinfiziert und parfümiert. Eine Himbafrau demonstriert bereitwillig diese Reinigungsmethode, die bei vielen Reiseteilnehmern Verwunderung auslöst. Viele Lebensgewohnheiten dieses halbnomadischen Volkes sind den unseren doch sehr fremd, so dass einigen Besuchern ihre Verunsicherung anzumerken ist. Erst durch den Verkauf selbst hergestellter Schmuckstücke, Puppen und Hausratsgegenstände durch Himba-Mädchen wird die Kluft zwischen den Kulturen wieder aufgehoben. Allerdings bleibt fraglich, ob die tradierte Lebensweise des Himba Volkes angesichts von Aids, Alkohol und anderen Zivilisationserscheinungen noch eine Überlebenschance im heutigen Namibia hat.
FLICKR-Album Namibia
Geschrieben am 20. Juli 2011, vor 13 Jahren
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