Kokerei Hansa
Die Kokerei Hansa in Dortmund Huckarde wurde 1927/28 Teil des Großkonzerns Vereinigte Stahlwerke und lieferte ihren Koks an die Hochöfen der umliegenden Hüttenwerke. Waren es zunächst täglich 2200 Tonnen Koks, die das Werk verließen, so steigerte sich das Aufkommen nach Erweiterungsmaßnahmen Ende der 60er Jahre auf nahezu 5000 Tonnen pro Tag. Während auf der „schwarzen Seite“ des Betriebsgeländes sich die für die Koksherstellung wichtigen Werkseinrichtungen befinden (insbesondere die Koksofenbatterien und der Löschturm), sind die für die Aufbereitung des Koksgases und die chemische Produktion (z.B. Teer, Gas und Säuren) wichtigen Gebäudeeinrichtungen auf der „weißen Seite“ angeordnet. Die Trennung der parallel verlaufenden Werksstraßen strukturiert den ehemaligen Bestand von über 50 verschiedenen Einzelgebäuden und Werkshallen und zeigt die technisch rationale Planung der 32 Hektar großen Anlage (eine Größe von ca. 70 Fußballfeldern).
Die Krise bei Kohle und Stahl führt 1980 zunächst zu Schließung der benachbarten Zeche Hansa, 1992 steht dann auch die Kokerei Hansa vor dem Aus. Das preisgünstigere Erdgas verdrängt die aufwendig produzierten Kokereigase, die Produkte der Kohlenchemie sind nicht mehr konkurrenzfähig. Ein Großteil der Koker geht in den Ruhestand, ein anderer Teil findet auf der Kokerei Kaiserstuhl III im Dortmunder Nordosten Arbeit. Bereits im Jahr der Schließung wird über den Erhalt der Anlage als Baudenkmal nachgedacht. Heute stehen wesentliche Teile der Anlage unter Denkmalschutz.
Als besonders schützenswert gilt die Maschinenhalle mit den fünf dampfbetriebenen Kompressoren von 1928. Sie dienten dazu, das Kokereigas auf etwa 8,6 bar zu verdichten und endgereinigt in das Ruhrgasnetz zu befördern. Der Begriff der „Schwerindustrie“ wird hier durch die gigantischen Maschinen und Maschinenteile mit Leben gefüllt. Heute wird die Halle ebenso wie die Waschkaue auch für Kunst- und Kulturveranstaltungen genutzt.
Hansa ist heute Sitz der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur des Landes NRW. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Ästhetik des Standortes zu bewahren und das Zusammenspiel von Natur und Technik zu unterstützen. Auf einem Erlebnispfad werden die für die Koks- und Koksgasproduktion wesentlichen Abläufe und Verfahren für den Besucher nachvollziehbar. Unterstützung erfährt er dabei durch den kostenlos erhältlichen Audio-Guide oder durch einen geführten Rundgang (8,00 €). Die Kokerei Hansa ist ein Ankerpunkt auf der Route der Industriekultur und als „begehbare Großplastik“ unbedingt einen Besuch wert.
Geschrieben am 28. April 2013, vor 12 Jahren
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