Amsterdam
Zweieinhalb Stunden PKW-Fahrzeit vom Ruhrgebiet entfernt liegt Amsterdam, schnell erreichbar, aber wenig praktikabel für Autofahrer, die es gewohnt sind, auch kürzere Distanzen innerorts mit dem Wagen zurückzulegen. Zum einen bietet die Innenstadt kaum Parkmöglichkeiten, zum anderen ist ein Vorwärtskommen zu den Stoßzeiten und wegen der vielen Radfahrer nur bedingt möglich. Für Tagesbesucher empfehle ich daher, einen der zahlreichen P&R Parkplätze am Stadtrand aufzusuchen und sich dann mit Tram, Bus oder Metro in die Innenstadt vorzuarbeiten. Sie dürfen aber nicht vergessen, die GVB-Kaart (Hin- und Rückfahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr) am blauen P&R-Automaten zu kaufen. Diese muss dann im Bus oder der Bahn beim Ein- und Aussteigen vor den Automaten gehalten werden, bis ein elektronisches Signal ertönt (Check-In und Check-Out).
Einfacher ist eine Anreise über den Flughafen Schiphol. Von hier fahren mehrmals in der Stunde Nahverkehrszüge zum Hauptbahnhof (Amsterdam Centraal). Der Einstieg ist direkt unterhalb der Plaza. Fahrkarten können an den gelben Fahrkartenautomaten erworben werden. Doch Vorsicht: Nicht alle Automaten haben einen Münzeinwurf und Kreditkarten werden nur mit der zugehörigen PIN akzeptiert. Bei Problemen hilft das Personal der NS (Nationale Spoorwegen) weiter. Außerdem besteht ein reger Shuttlebus-Verkehr zu den bekanntesten Amsterdamer Hotelketten.
Der Hauptbahnhof (Amsterdam Centraal) ist der ideale Ausgangspunkt für einen Stadtrundgang oder einen Einkaufsbummel. Über den verkehrsreichen Bahnhofsvorplatz mit der Metro-Baustelle geht es zum Damrak auf die in nord-südlicher Richtung verlaufende Hauptverkehrsachse Damrak – Dam – Rokin. Der Dam mit dem Königlichen Palast, der Nieuwe Kerk und dem Nationalmonument ist der Hauptplatz von Amsterdam. Hier sitzen bei gutem Wetter die Menschen in den umliegenden Straßencafés oder drängen sich um die schrillen Pantomimen und Artisten, die ihre Künste vor den wechselnden Massen zu Schau stellen. Viele sind auf dem Weg in das edle Kaufhaus „De Bijenkorf“ oder in die trendige Kalverstraat, wo sich Markenladen an Markenladen reiht. Weitere angesagte Modehäuser, Boutiquen und Shops finden sich auf der Leidsestraat bis hinunter zum Leidseplein.
Obwohl sich die meisten Sehenswürdigkeiten, Museen und Märkte in Amsterdam fußläufig oder mit den üblichen Nahverkehrsmitteln (Tram, Bus und Bahn) erreichen lassen, bietet sich für den Besucher der Transport auf dem Wassser mit einem der zahlreichen Kanalboote geradezu an. Wer sich mit einer üblichen Rundfahrt nicht zufrieden geben will, dem empfehle ich den „canal bus“ , um die Vielfalt der Grachtenstadt vom Wasser aus kennen zu lernen. Für ein Tagesticket von zur Zeit 20,00 Euro kann ich jederzeit an 16 verschiedenen Haltepunkten das Boot verlassen und auch wieder zusteigen. Die Boote des Veranstalters decken mit drei Fahrtrouten (red, green und orange line) nahezu das gesamte Stadtgebiet ab. Außerdem werden 24 Stunden Tickets und Kombifahrkarten in Verbindung mit einem Museums- oder Zoobesuch angeboten.
Vor den Hauptattraktionen, insbesondere dem Rijksmuseum, dem Van-Gogh-Museum und dem Anne-Frank-Haus bilden sich täglich lange Warteschlangen, die unter Umständen mehrstündiges Schlangestehen erforderlich machen. Der frühzeitige Erwerb von Online-Tickets sichert ungehinderten Zugang, allerdings sind zu bestimmten Uhrzeiten nur begrenzte Kontingente erhältlich und der Starttermin darf maximal um eine halbe Stunde überschritten werden. Wer sich hier nicht im voraus festlegen will, dem bleiben eine ganze Reihe kleinerer Museen und Ausstellungen, die in der Regel nicht so frequentiert und überlaufen sind: Amsterdam Museum, National Maritime Museum, Diamanten Museum, Rembrandt House Museum und Hermitage Amsterdam. Weitere stark nachgefragte Highlights eines Amsterdam Besuches sind der „Amsterdam Dungeon“, Madam Tussauds, Heineken Experience und das mehr für jüngere Besucher geeignete Nemo Science Center. Dem Image der Stadt entsprechend darf natürlich das „Hash, Mariuhana & Hemp Museum“, das Sexmuseum, das Tulpenmuseum und das Käsemuseum in der Angebotspalette nicht fehlen.
Weitgehend abseits vom Touristenrummel lässt sich Amsterdam am besten bei einem Bummel entlang der Grachten mit Blick auf die Fassaden der alten Bürger- und Handelshäuser erleben. Die zahlreichen Bilddarstellungen an den Fassaden geben Hinweise auf den Beruf des ehemaligen Besitzers und die kunstvoll verzierten Giebel in den unterschiedlichsten Formen zeugen von der Individualität der Bauherren, die darauf bedacht waren, an den Kanälen möglichst schmale Häuser zu bauen, um die Besteuerung, die nach der Breite der Häuser erfolgte, möglichst gering zu halten. Die Balken an den Giebeln dienten der Anbringung eines Flaschenzuges, um Möbel und Güter in die oberen Etagen zu verfrachten. Aus diesem Grunde sind die Häuser auch „op vlucht gebaut“, das heißt nach vorne geneigt. Die drei Hauptgrachten, Prinsen-, Heren- und Keizersgracht, bilden in konzentrischen Kreisen den Grachtengürtel von Amsterdam und sind durch zahlreiche Quergrachten (ca. 160) miteinander verbunden. Westlich der Prinsengracht liegt der „Jordaan“, ein trendiges Wohnviertel mit engen Straßen und winkeligen Gässchen, vielen Restaurants, Boutiquen und Vintage-Läden. Den berühmtesten Musikern und Sängern des Jordaan wurde mit einer Skupturengruppe am Ende der Elandsgracht ein Denkmal gesetzt.
Das Amüsierviertel Amsterdams zwischen Nieuwmarkt, Dam und Centraal Station (De Wallen oder auch Walletjes) wird vor allem wegen der hier legalen Fensterprostitution aufgesucht, aber auch viele Massagesalons, Sex- und Coffeeshops sind hier zu finden. In unmittelbarer Nähe zum Nieuwmarkt liegt das Chinesenviertel (Chinatown). Auf dem belebten Zeedijk finden sich neben Asialäden und Ramschboutiquen einige der besten asiatischen Restaurants Amsterdams. Das beherrschende Bauwerk auf dem Nieuwmarkt ist „De Waag“, ein mittelalterlich anmutender Gebäudekomplex. Urige Cafés und Coffeeshops säumen den Platz, auf dem ein täglicher Markt abgehalten wird.
Urige und gemütliche Kneipen (Cafés) und Restaurants finden sich in der gesamten Innenstadt, trotzdem möchte ich hier einige Empfehlungen geben. Auf dem zentralen Zeedijk lässt sich im Thairestaurant Bird oder im italienischen Restaurant „Azzurro“ vorzüglich speisen, für ein Bierchen hinterher empfiehlt sich das geschichtsträchtige Cafe Bet van Beeren. Das „Vertigo“ im Vondelpark ist zur Zeit geschlossen, aber im nahegelegenen „Gollem´s Proeflokal“ werden neben schmackhaften Menues zu kleinen Preisen über zwanzig Biere vom Fass und 15O Flaschenbiere angeboten. Die duftenden Cookies der Koekmakerij van Stapele sind auf jeden Fall einen Verkostung wert, wenn sie sich in der Nähe des Spui befinden. Ein besonderes Ambiente für ein stilvolles Essen bietet das Restaurant im Filmmuseum Eye, ein Sonnenuntergang über der Ij mit Blick auf den Centraalbahnhof ist als Abschluss eines Amsterdambesuches ein unvergessliches Erlebnis.
Geschrieben am 19. März 2014, vor 11 Jahren