Energy Harvesting

Strom aus menschlichen Exkrementen

Im Ruhrgbiet leben über 5 Millionen Menschen, deren Abwässer und Fäkalien in die Emscher entsorgt werden. Inzwischen reinigen vier moderne Kläranlagen das Schmutzwasser. Eines dieser Klärwerke befindet sich in Bottrop. Neben der Reinigung von bis zu 8.500 Litern Wasser pro Sekunde hat sich der Betreiber, die Emschergenossenschaft, der Energiegewinnung aus Bioabfall, im wesentlichen menschlichen Exkrementen, verschrieben. Die aus dem Schmutzwasser gefilterten Klärschlämme werden in vier 50 Meter hohen Faultürmen von Bakterien zu wertvollem Klärgas zersetzt. Dieses Klärgas besteht zu 70% aus energiereichem Methan. Die Anlage produziert 900 m3 Klärgas in der Stunde, um damit die betriebseigenen Blockheizkraftwerke zu betreiben.

Auch die ausgefaulten Klärschlämme werden zur Energiegewinnung genutzt. Dazu wird den verbliebenen Reststoffen fein gemahlene Kohle beigemischt. Der so aufbereitete Klärschlamm wird entwässert und gepresst und in einem Heizofen bei 850 C° verbrannt. Der dabei entstehende Wasserdampf wird genutzt, um über eine Turbine Strom zu erzeugen. Drei Viertel des Energiebedarfs des gesamten Klärwerkes wird damit gedeckt.

Ein Teil des Klärgases wird in einem weiteren Verarbeitungsschritt zu Bio-Erdgas verarbeitet. Mit diesem Energieträger werden zurzeit alle Fahrzeuge des Bottroper Klärwerkes betankt.

Ein weiteres Pilotprojekt ist die Herstellung von hochwertigem Wasserstoff aus den anfallenden Faulgasen. Dazu wird das Klärgas in CO2 und reinen Wasserstoff zerlegt. Wasserstoff hat eine höhere Energieausbeute als Bio-Gas. Wasserstoff ist ein idealer Energieträger für die Brennstoffzellen-Technologie. Schon seit Mitte 2010 fahren drei Brennstoffzellenbusse des regionalen Verkehrsverbundes mit Wasserstoff aus der Kläranlage.

Die Umwandlung menschlicher Fäkalien in Energie ist nur ein Beispiel für die als „energy harvesting“ bezeichneten wissenschaftlichen Bestrebungen, die Potentiale des menschlichen Körpers für die Energiegewinnung zu nutzen. Andere Beispiele finden sich in Toulouse, wo in dem Projekt Trott-Élec – der elektrische Bürgersteig – versucht wird, durch im Boden versenkte Minigeneratoren menschliche Bewegungsenergie in elektrische Energie umzuwandeln, z.B. zur Beleuchtung einer Fußgängerzone, oder in Eindhoven, wo eine neue Generation von medizinischen Geräten entwickelt wird, welche die Körperwärme als Energieträger nutzt.

Siehe auch: Energiespender Mensch (Sendung auf 3Sat vom 09.05.2010)

Geschrieben am 10. Mai 2011, vor 13 Jahren

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